Die Praxis des Holotropen Atmens

Der Atem als Lebensenergie
Der Motor des Prozesses ist die verstärkte und vertiefte Atmung. Der Mensch, der sich auf die Reise nach innen begibt, liegt dabei auf einer Matte, die Augen können mit Hilfe einer Augenbinde geschlossen, was z.B. dabei hilft, innere Bilder besser wahrzunehmen und nicht vom äußeren Geschehen im Raum abgelenkt zu werden. Nach einer Zeit stellt sich, wie von alleine, der jeweils eigene Atemrhythmus ein.

Musik – die emotionale Brücke zum Inneren
Unterstützt wird das innere Erleben durch speziell ausgesuchte, den Prozess begleitende Musik. Die Musik hilft auf der einen Seite, neben dem Atmen den außergewöhnlichen Bewusstseinszustand zu erzeugen, zum anderen öffnet sie den eigenen emotionalen Kanal. Hier kommen zum Teil ethnische und spirituelle Musik zum Einsatz, aber auch moderne Stücke, die tiefe Schichten unseres Bewusstseins ansprechen, ohne dabei bestimmte Inhalte zu transportieren.

Das Gruppensetting
Der Vorteil des Gruppensetting gegenüber einem Einzelsetting besteht u.a. darin, dass durch die Themen anderer Gruppenteilnehmer ein leichterer Zugang zu eigenen, vielleicht tief verborgenen Themen gefunden werden kann.
Gleichzeitig kann die Erfahrung gemacht werden, sich ganz selbstverständlich mit allem, was da ist, in einem vertrauenswürdigen Kreis von Menschen zeigen zu können, die sowohl unterstützen als auch bezeugend Anteil nehmen.

Paarbildung
In dem achtsamen und wertschätzenden Gruppenfeld werden Paare gebildet, die sich gegenseitig bei den Atemprozessen begleiten. Es findet jeweils ein Atemprozess pro Tag statt. Dabei kann die Rolle des Begleiters genauso transformierend wirken, wie die des „Atmers“. Einen Menschen wertfrei und annehmend bei tiefen Prozessen zu begleiten, eröffnet die Ebene des Mitgefühls. Eine Herzqualität jenseits von Beurteilungen und Kategorisierungen.

Prozessorientierte Körperarbeit
Die Prozesse laufen zum großen Teil autonom und selbstregulierend ab. Durch prozessorientierte Körperarbeit können sie durch die Gruppenleitung unterstützt und begleitet werden. Dabei folgt die Körperarbeit immer der Spur des Selbstheilungspotenzials. Auch am Ende einer Sitzung kann es hilfreich und notwendig werden, eventuelle Stockungen im Energiefluss zu lösen, um zu einem friedvollen und runden Abschluss zu kommen.

Das Mandala als Ausdruck unserer Seele
Zum Ende einer jeden Atem-Sequenz gibt es Gelegenheit durch das Malen eines Mandalas einen nonverbalen Übergang ins Alltagsbewusstsein aktiv zu gestalten. Hierbei kommt es nicht auf künstlerische Fähigkeiten an. Vielmehr geht es darum, wichtige Aspekte des Prozesses sichtbar zu machen. In der anschließenden Sharing-Runde und oft auch noch sehr viel später dient das intuitiv entstandene Bild dazu, sich die Inhalte der Atemreise bewusst zu machen.

Mitteilen im Kreis
In der Sharing-Runde geht es um das Teilen der Erfahrungen im Kreis aller Teilnehmer. Die Gruppe bildet durch anteilnehmende Zeugenschaft den Rahmen, in dem die Einzelnen über ihre Erfahrungen berichten. Jeder Teilnehmer bestimmt selbst, was er mitteilen möchte. Über die Erlebnisse zu sprechen, hilft dem Verstehen und dem Einordnen des Erlebten in das eigene Weltbild. Noch offene Fragen können geklärt und der Bezug zum eigenen Prozess gestärkt werden. Gleichzeitig lernen alle auch von den Berichten anderer und treten oft verblüffende Bezüge der einzelnen Prozesse zueinander zutage. Hier wird dann wiederum deutlich, dass es sich um ein kollektives Gruppengeschehen handelt, in dem sich die einzelnen Prozesse gegenseitig unterstützen.

Integration
Die Integration tiefer, teils sehr außergewöhnlicher Erlebnisse in den Tiefenschichten von Körper, Seele und Geist, wie sie beim holotropen Atmen gemacht werden können, ist ein abschließend ganz wichtiger Bestandteil der Seminare.
Bei der knappen Zeit heutzutage stürzen sich Menschen oft in Erlebnisprozesse, nehmen sich hinterher aber nicht die notwendige Zeit, diese Prozesse zu verarbeiten und zu integrieren, so dass viele Erkenntnisse wieder verloren gehen können. Die nachhaltige Veränderung im Alltag bleibt aus.
Manchmal geschieht dieses Durchsacken von ganz alleine und manchmal braucht es weitere Unterstützung.

Die Rolle der Leitung als Facilitator
Der englische Begriff des Facilitators, des Ermöglichers, beschreibt die Grundhaltung im Begleiten von holotropen Bewusstseinsprozessen sehr gut. Die Leitung sorgt für einen sicheren Rahmen, in dem sich die Prozesse im Vertrauen auf die innere Weisheit der Teilnehmenden entfalten dürfen. Das setzt eine innere Freiheit voraus, die Verantwortung übernimmt für Beistand und liebevolle Präsenz, nicht jedoch für die Art und Weise und das „Ergebnis“ des Reifungsprozesses. Dies entspringt einer tiefen Achtung vor der freien Selbstbestimmung des individuellen Weges eines jeden Einzelnen. Absichtsloses Tun ergibt sich auf Grundlage fundierter Ausbildung und eigener reflektierter Erfahrungen, was den Menschen unterstützt, ohne ihn zu manipulieren. Nicht die Leitung heilt, sondern der Teilnehmer verbunden mit der Gruppe, seiner individuellen und der kollektiven Weisheit heilt sich selbst.

Auf diesem schmalen Grad zu wandeln bedeutet, als Hüter der Gruppe auch die eigenen Überzeugungen von Richtig und Falsch zu weiten und das eigene Ego für diesen Moment zurück zu stellen. Dafür ist eine Balance zwischen fundiertem Handwerkszeug und geschehen lassen können notwendig, um immer dem Prozess des jeweiligen Menschen zu dienen.

Durch das sich ergänzende Zusammenspiel von Mann und Frau im Leitungsteam besteht eine optimale Auswahlmöglichkeit beim Begleiten der Prozesse.